Jährlich fallen allein in Deutschland etwa 50.000 Tonnen Eierschalen als Abfall an – ein Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie, das bisher kaum genutzt wird. Der Großteil dieser Schalen wird kostenintensiv entsorgt, entweder durch Verbrennung oder als organischer Abfall. Dabei stellen Eierschalen eine wertvolle Ressource dar: Sie bestehen zu rund 93 % aus Calciumcarbonat (CaCO₃), einem Material, das in vielen industriellen Anwendungen als Füllstoff oder funktionales Additiv eingesetzt wird. Der verbleibende Anteil der Eierschale enthält Proteine und andere organische Bestandteile, die ebenfalls weiterverwendet werden könnten.
Calciumcarbonat wird in zahlreichen Industriezweigen verwendet, unter anderem in der Kunststoff-, Bau-, Papier- und Farbenindustrie. Aktuell stammt der Rohstoff überwiegend aus Bergwerken, wo er durch energieintensive Abbau- und Aufbereitungsprozesse gewonnen wird. Die Förderung mineralischer Rohstoffe wie Kalkstein oder Talkum verursacht nicht nur hohe CO₂-Emissionen, sondern erfordert auch erhebliche Mengen an Wasser und Energie.
Hier setzt das Projekt Tec4Egg an: Ziel ist es, Eierschalen als umweltfreundliche Alternative für mineralische Füllstoffe zu erschließen. Das Projektteam arbeitet an einer innovativen Technologie, um Eierschalen so aufzubereiten, dass sie als multifunktionales Kunststoff-Additiv genutzt werden können. Neben der klassischen Funktion als Füllstoff sollen sie auch als UV-Stabilisator und Nukleierungsmittel eingesetzt werden, was sie für verschiedenste Kunststoffanwendungen interessant macht.
Erste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen vielversprechende Ergebnisse: Die Verarbeitung der Eierschalen zu feinen Partikeln ermöglicht eine gleichmäßige Verteilung im Kunststoff, wodurch die Materialeigenschaften gezielt verbessert werden können. Durch den Einsatz von Eierschalen anstelle herkömmlicher mineralischer Füllstoffe könnten nicht nur natürliche Ressourcen geschont, sondern auch die CO₂-Emissionen der Kunststoffproduktion erheblich gesenkt werden.
Dank der langjährigen Erfahrung und der bisherigen Forschungsergebnisse der Projektpartner wird die Technologie nun weiterentwickelt und für den industriellen Maßstab optimiert. Das Potenzial ist enorm: Die Verwertung von Eierschalen könnte langfristig nicht nur Abfall reduzieren, sondern auch zur nachhaltigen Transformation der Kunststoffindustrie beitragen. Tec4Egg zeigt, dass Kreislaufwirtschaft und innovative Materialtechnologien Hand in Hand gehen können – für eine ressourcenschonende und umweltfreundlichere Zukunft.